FSV Barleben gegen Chemie Leipzig 0:3 (0:2)
18.03.2017 | Dass man nach einer 0:3-Niederlage erhobenen Hauptes den Platz verlassen kann, ist selten. Barlebens Fußballer hatten sich nach einer couragierten zweiten Halbzeit gegen Chemie Leipzig dieses Privileg aber verdient.
von Stefanie Brandt | „Ich habe mich in der Pause zum ersten Mal, seit ich beim FSV Barleben bin, geschämt, an den Zuschauern vorbei in die Kabine zu gehen“, beschreibt FSV-Trainer Mario Middendorf offen seine Gefühlslage nach den ersten 45 Minuten dieser Oberliga- Partie. In der Tat, wer die erste Hälfte dieses Spieles gesehen hatte, rechnete sicherlich mit einem höheren Endstand als nur dem 0:3. Da trafen Welten aufeinander. Auf der einen Seite die traditionsreiche BSG Chemie aus der Großstadt Leipzig, als Tabellenzweiter mit Aufstiegsambitionen und großem Fan-Anhang angereist, der für Stimmung sorgte. Auf der anderen Seite der abstiegsbedrohte Dorfverein FSV Barleben, der sich in Bestbesetzung und Topform vielleicht mit diesem Gegner messen könnte. Aber mit dem durch das Verletzungspech der letzten Wochen und Monate so stark ausgedünnten Kader? „Es war ein riesen Klassenunterschied“, gestand der FSV-Coach nüchtern ein. Dass Tim Bunge bereits in der dritten Minute das 0:1 markierte, ließ Schlimmes ahnen. Tatsächlich hatte Keeper Florian Stränsch in Halbzeit eins alle Hände voll zu tun, aber nur noch Tommy Kind überwand ihn (21.). Mit viel Glück ging es nur mit einem Zwei-Tore- Rückstand in die Kabine – und zwar mit eingezogenen Köpfen, schnell vorbei an den Fans. „Auch wenn die erste Halbzeit schlecht war. In so einer Situation haust du dann nicht noch drauf auf die Spieler, weil ohnehin gerade kein Selbstvertrauen da ist“, gibt Middendorf Einblick in die Psyche des Teams. „Uns fehlen einfach zu viele gestandene Spieler. Die Jungen bemühen sich, aber sie können die Kohlen nicht allein aus dem Feuer reißen. Ich bin da keinem böse. Sie sind einfach noch nicht so weit, aber sie entwickeln sich.“ Dass sie Charakter haben, zeigten die Barleber in Halbzeit zwei. Die Gastgeber ließen kaum Möglichkeiten für den Gegner zu. Nur beim 0:3, wieder durch Kind (63.), musste Stränsch hinter sich greifen, als wieder einmal eine Unachtsamkeit gnadenlos bestraft wurde – typisch für die aktuelle Situation. Einen weiteren positiven Ansatz fand der Barleber Trainer: „Wir haben uns diesmal wenigstens was getraut und Chancen erarbeitet. Pieles Pfostentreff er hätte das 1:1 sein können. Kalkutschkes Schuss nach dem 0:2 ging nur knapp vorbei und in der zweiten Halbzeit war er auch zweimal durch.“ Daran konnten sich die Barleber aufrichten, erhobenen Hauptes vom Feld und nun auch in das kommende Pokalspiel gegen Germania Halberstadt gehen. „Zu verlieren haben wir da sowieso nichts“, weiß Middendorf.
FSV Barleben 1911 | Stränsch - Paulik, Falk, Otte, Gerwien, Fricke (83. Zimmer), Kolzenburg (78. Brix), Behling, Da. Spitzer (68. Kühnast), Piele, Kalkutschke
Tore | 0:1 Bunge (3.), 0:2, 0:3 Kind (21., 63.)